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Stoische Philosophie: Die Lehre der Resilienz (Guide)

In Extrem-oder Ausdauersituationen kann einem die stoische Philosophie sehr nützlich sein.

Unsere modernen Zeiten sind zugleich geprägt von neuen Herausforderungen wie Kriegen, wirtschaftlichen Krisen und Klimakatastrophen als auch von Selbstoptimierung des Individuums. Ist das neu?

Nein, keine Frage treibt die Menschen seit jeher stärker um als die nach dem guten Leben.

„Der einzige Grund, Philosophie zu studieren, besteht darin, ein besserer Mensch zu werden.“

Friedrich Nietzsche

Welche Einstellung brauchen wir dem Leben und der Welt gegenüber, um Zufriedenheit zu finden? Welche Tugenden sind es wert, von uns entwickelt zu werden? Die über 2000 Jahre alte stoische Philosophie (oder Stoizismus) ist heute aktueller denn je. In diesem kleinen Guide werden alle deiner Fragen zu dieser Philosophie beantwortet.

Was ist die stoische Philosophie?

Die stoische Philosophie (auch als Stoa oder Stoizismus bezeichnet) ist eine Geisteshaltung, die sich insbesondere auf die Affekte, die Neigungen und die Tugenden einer Person bezieht. Die Philosophie wird daher in Verbindung mit Gelassenheit und Resilienz gebracht.

Wann und wo entstand die stoische Philosophie?

Zenon von Kition (damals ein Königreich auf der Mittelmeerinsel Zypern) gilt als Begründer dieser Philosophie. Um 301 v.Chr. soll er sich – da er keine andere Räumlichkeit zur Verfügung hatte – mit seinen Schülern in der Stoa poikilē („bemalte Säulenhalle“) zum Unterricht und Austausch getroffen haben. So festigte sich der Begriff Stoa für speziell diese philosophische Lehre.

Was sind die wichtigsten Grundlagen der stoischen Philosophie?

Obwohl sich die stoische Philosophie im Laufe der Jahrhunderte immer offen und anpassungsfähig zeigte – was ein wichtiger Faktor für ihr Überleben bis heute war – bietet sie trotzdem einige sehr charakteristischen Aspekte in drei Säulen: Physik, Ethik und Logik.

Stoiker glauben daran, dass alles im Universum miteinander zusammenhängt. Alles und jeder Mensch stammt, so ihr Glauben, aus dem Aither, dem Urfeuer, und ist mit göttlicher Vernunft (Logos) beseelt.

Stoiker akzeptieren etwas als wahr an, wenn für sie unmittelbar einleuchtet. Ein Mensch, der zu stark von seinen Gefühlen geleitet wird, ist laut der Lehre nicht im Stande, eine Wahrheit zu erkennen. Nur ein selbstbeherrschter Mensch kann zutreffende Wahrnehmungen haben.
Beispiel: Eine Person, die Angst vor öffentlichem Reden und der Bewertung durch andere hat, wird nicht wahrnehmen können, dass Reden halten eine sehr schöne Erfahrung sein kann, in der man eine ganze Gruppe von Menschen faszinieren und für die eigene Sache gewinnen kann.

Stoiker sind davon überzeugt, dass sie nur dann Glückseligkeit erlangen können, wenn ihre Seelenruhe nicht durch Affekte (also: Lust, Abneigung, Begierde, Angst) beeinträchtigt wird. Die Freiheit solcher Aspekte stellt das stoische Ideal dar. Diese Affekte sind es auch, die jeder Mensch kontrollieren kann und damit sein eigenes Schicksal in der Hand hat.

Vor allem Epiktet, ein ehemaliger Sklave und später wichtiger Lehrer der stoischen Lehre, geht in seiner Philosophie auf diesen Aspekt näher ein: Was genau habe ich in meinem Leben wirklich unter Kontrolle und was nicht? Kontrolliere ich meinen Körper, den Tod, meinen Ruf bei anderen, meinen Wohlstand tatsächlich oder mache ich mir dabei etwas vor?

Was bedeutet es, stoisch zu sein?

In unserem alltäglichen Sprachgebrauch hat sich der Begriff „stoisch sein“ etabliert und bedeutet soviel wie „(selbst-)beherrscht sein„, „standhaft“, „unaufgeregt“ oder „nicht aus der Ruhe zu bringen“. Die sogenannte „stoische Gelassenheit“ oder „stoische Ruhe“ leitet sich von der stoischen Lehre ab.

Wer sind die wichtigsten Personen rund um die stoische Philosophie?

Die wichtigsten und bekanntesten Vertreter der stoischen Philosophie sind der Begründer Zenon von Kition (siehe oben), Epiktet (siehe oben), der römische Kaiser Marcus Aurelius sowie der einstige Berater des Kaisers Nero und Politiker Seneca. Darüber hinaus gelten Diogenes, Gaius Musonius Rufus, Cicero und einige andere als Beitragende zu einer starken Philosophie und Geisteshaltung.

Warum ist die stoische Philosophie noch heute bedeutungsvoll?

Die Fragen, die sich die Stoiker bereits vor 2000 Jahren gestellt haben, existieren für die Menschen noch heute. Es geht damals wie heute darum, herauszufinden, wie man ein gutes Leben führen kann. Diese Fragen und ebenso die Antworten sind zeitlos und daher auch für die heutige, schnelle Zeit geeigneter denn je: Je mehr Einflüsse auf einen Menschen einprasseln – was heutzutage durch digitale Technologien wie das Internet, Social media, etc. und klimatische und politische Wandel so gravierend ist wie nie zuvor stattfindet – desto eher brauchen wir auch eine Geisteshaltung, die uns all das verarbeiten, verstehen und überstehen lässt. Die stoische Lehre ist hierfür bestens geeignet.

Wie kann ich die stoische Philosophie in mein Leben übernehmen?

Das tiefere Studieren der stoischen Lehre mittels Bücher (siehe unten) kann dir zunächst die wichtigsten Grundlagen noch einmal verdeutlichen.

Enttäuschungen im Leben entstehen oft dort, wo falsche Erwartungen bestehen. Hier kannst du ansetzen und dich fragen, womit du aktuell nicht zufrieden bist. Möchtest du mehr Geld besitzen, einen schöneren Körper haben oder Ruhm und Aufmerksamkeit von Millionen von Menschen? Warum möchtest du all das und welchen Einfluss hast du wirklich? Kannst du diese Dinge zu 100% steuern oder nur zum Teil? Welchen Teil kannst du selbst beitragen und welchen nicht? Was sind die Tugenden und Eigenschaften, die du nach und nach entwickeln musst, um an deine Ziele zu gelangen? Was musst du lernen?

Sobald du von deinen eigenen Möglichkeiten ausgehst, nimmt das Spiel eine ganz andere Wendung als wenn du dich nur auf äußere Einflüsse wie „die Anderen“ verlässt. Du nimmst so dein eigenes Schicksal in die Hand.

Bücher zur stoischen Philosophie

Wie oben versprochen, kommen hier ein paar Buchtipps, wenn dich die stoische Philosophie interessiert und du tiefer einsteigen möchtest.

Mark Aurel: Selbstbetrachtungen

UNBREAKABLE: Die geheime Kunst, sich von Äußerem zu lösen und innere Stärke zu finden von Salim Zitouni

Epiktet: Handbüchlein der Moral

Seneca, Vom glücklichen Leben

Ryan Holiday: Dein Hindernis ist dein Weg; Dein Ego ist dein Feind; In der Stille liegt dein Weg